Kopialbuch und Urbar - Über diese Handschrift
SignaturSignature | BayHStA Hochstift Freising Archiv 7 (alte Signatur: Freising HL 4) |
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DatierungDate | 800-1277 |
OrtPlace | Freising |
ObjekttypObject type | HandschriftManuscript |
DigitalisatDigital copy | bavarikon BSB |
English translation not available
Die Handschrift BayHStA Hochstift Freising Archiv 7 ist ein Amtsbuch anderer Art und besteht heute aus drei neuzeitlich zu einem Codex gebundene Teilen: ein Kopialbuch aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, welches den Charakter eines Salbuches für den Freisinger Fernbesitz hat, mehrere urbariale Ergänzungen in einem Faszikel und einer Prozessakte, dem sogenannten „Jüngeren Kopialbuch“. Die im Amtsbuch des 12. Jahrhunderts kopierten Dokumente waren für diesen Vorgang aus dem im Freising Archiv lagernden Urkundenbestand genau selektiert worden. Der Faszikel enthält das älteste überlieferte Urbar des Bistums, betreffend den Fernbesitz im slowenischen Bischofslack. Zusammen bilden diese Dokumente den Stand und das Prestige des bis Ende des 13. Jahrhunderts erworbenen und von den Herrschern bestätigten Freisinger Fernbesitzes ab, der im heutigen Österreich, in Slowenien und in Südtirol lag. Das dem Codex beigebundene Libell ist eine am Ende des 13. Jahrhunderts angelegte kopiale Prozessakte, mit Dokumenten über den langewährenden Prozess um die Vogteirechte im Freisinger Amt (Groß-)Enzersdorf (heute eine Gemeinde im Bundesland Niederösterreich). Die Dokumente dieses Codex überliefern den Wechsel zur Intensivierung der Ertragswirtschaft auf den Fernbesitzungen des Bistums; sie sind frühe Quellen der veränderten Verwaltungsstrukturen und zur Entstehung der Freisinger Ämter und verdeutlichen den Wandel der Schriftpraxis vom kopialen Traditionsbuch zum Urbar.
Über diese Handschrift
Der älteste Teil ist ein kopiales Freisinger Amtsbuch für den Fernbesitz mit einer Laufzeit von 816 bis 1159, heute foliiert auf den Blättern 1 bis 46, das in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts geschrieben wurde und überwiegend Privilegien von Herrschern des 9. bis 12. Jahrhunderts über den Freisinger Fernbesitz sowie auch wenige andere Geschäftsvorgänge bis fol. 44r enthält. Fol. 44v-46r überliefern die Statuten Bischof Ottos I. für das Domkapitel; es folgen Nachträge von verschiedenen Händen, die nicht im inhaltlichen Kontext zum Fernbesitz stehen, so der Vertrag mit dem Grafen von Valley auf fol. 48v-49r. Die Folia 49-59 werden durch eine Lage von ursprünglich acht Blättern und eine weitere von vier gebildet, wobei das erste Blatt vor fol. 49 abgeschnitten wurde. Nach der dem Codex vorgebundenen Beschreibung von Löhr aus dem Jahr 1874 wurde die Quaternion der folia 53 bis 56 falsch eingebunden; sie stand ursprünglich vor fol. 49.
Die Folia 49-58 enthalten das unter Bischof Albert I. von Freising (1158–1184) angelegte Freisinger Salbuch, das im Wesentlichen von drei Händen geschrieben wurde: 1. Hand fol. 53r-55v, 2. Hand fol. 55v-56v, 3. Hand fol. 49r-52v sowie fol. 57-58 mit mehreren späteren Einschüben über Gütererwerbungen. Hervorzuheben ist das älteste Besitzverzeichnis des Freisinger Amtes in Bischofslack, Notitia bonorum de Lonka, auf fol. 53r-53v sowie die Aufzählung der späteren Freisinger Ämter und Verwaltungszentren Hollenburg (hierfür ist auf fol. 55r sogar das Amtsgebäude angegeben), Ulmerfeld, (Groß-) Enzersdorf (fol. 54v), Wachau, Oberwölz, Katsch, Schlehdorf (fol. 58), und von Besitz im Inntal, in Mittenwald und Partenkirchen, sowie der altbayerischen Güter in Oberföhring und Daglfing. Folium 59 weist ein einseitiges Verzeichnis der Reges et imperatores Francorum aus dem 12. Jahrhundert auf, das von Pippin dem Mittleren bis Kaiser Friedrich I. reicht, und zur Orientierung und chronologischen Zuordnung der Privilegien im Amtsbuch diente.
Die Folia 60r-68v beinhalten die Dokumente eines von einer Hand des ausgehenden 13. Jahrhunderts geschriebenen „Jüngeren Kopialsbuches“, eines geschlossenen Prozesslibells über einen langjährigen Prozesses um den Freisinger Fernbesitz in Sachsengang und die Vogteirechte im Freisinger Amt (Groß-)Enzersdorf. – Diese Prozessakte ist ediert und kommentiert in der Abhandlung von Adelheid Krah, Verwaltung und Repräsentation. Freisinger Fernbesitz zwischen Bischofsherrschaft, Königen und Kaisern, den Herzögen von Österreich und der böhmischen Krone. Ein Amtsbuch zum Freisinger Fernbesitz mit einer Handakte aus dem 13. Jahrhundert (Beiträge zur altbayerischen Kirchengeschichte 60, 2020), hier S. 98–144; zum Sachverhalt vgl. S. 83-97 als pdf.
Zitierhinweis
Adelheid Krah: Kopialbuch und Urbar (Hochstift Freising Archiv 7), Digitale Edition, in: Freisinger Amtsbücher; URL: https://freisingeramtsbuecher.bavarikon.de/Handschriften/Kopialbuch und Urbar - Über diese Handschrift (26. April 2025).