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Cozroh-Codex

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Cozroh-Codex: Beginn der Urkunden der Bischöfe Ermbert und Joseph auf fol. 9.

Cozroh-Codex: Beginn der Urkunden der Bischöfe Ermbert und Joseph auf fol. 9.

SignaturSignature BayHStA Hochstift Freising Archiv 1

(alte Signatur: HL Freising 3a)

DatierungDate 744 - 848
OrtPlace Freising
ObjekttypObject type
Handschrift
Manuscript
DigitalisatDigital copy bavarikon
BSB

Die Handschrift des Cozroh im Bayerischen Hauptstaatsarchiv enthält die frühste Urkundenüberlieferung des Bistums Freising. Die über 700 Texte von Traditionsnotizen stammen aus den Jahre 744 bis 848. Sie wurden unter den Bischöfen Hitto (811-835) und Erchanbert (836-854) durch den Leiter der bischöflichen Kanzlei, Cozroh, und weitere Schreiber ab 824 in das Traditionsbuch kopiert. Der Cozroh-Codex ist eine der bedeutendsten Quellen zur frühmittelalterlichen Geschichte Bayerns.

Inhalt und Bedeutung

Die "Handschrift des Cozroh" im Bayerischen Hauptstaatsarchiv ist ein einzigartiges Dokument für die Kulturgeschichte Bayerns und für die Frühzeit Österreichs. Sie beinhaltet das älteste Kopialbuch der Besitzübertragungen an das Hochstift Freising und ermöglicht daher Einblicke in die Schenkungspraxis der Menschen im altbayerischen Siedlungsraum des 8. und 9. Jahrhunderts. Es wird der früheste Urkundenbestand des Freisinger Domarchivs überliefert, denn die Originale sind verloren. Auf insgesamt nahezu 400 Blättern wurden über 700 Urkundentexte verschriftlicht, die Chartae und Notitien, sowie Gerichtsprotokolle enthalten.

Entstehung

Die Datierungen der Originale von 744 bis 848 sind in den Kopien großenteils überliefert. Der Codex wurde auf Initiative Bischof Hittos (811-835) nach 824 von Cozroh, dem damaligen Leiter der bischöflichen Kanzlei, angelegt. Kontakte zur Kanzlei Kaiser Ludwigs des Frommen in Aachen und die zunehmenden Streitfälle um Besitzungen gaben den Anlass zur Neuordnung des Urkundenbestandes und zur kopialen Verschriftlichung. Gleichzeitig waren damals die Veränderungen der karolingischen Verwaltungspraxis zu bewältigen.

Gliederung

Der Codex besteht aus drei Teilen, wobei zunächst nur zwei Teile vorgesehen waren, nämlich ein Chartular der Traditionen zur Zeit der Bischöfe Ermbert (730[?]-748), Joseph (748-764), Arbeo (764-783) und Atto (783-811) und ein zweites mit den Traditionen und Prozessprotokollen unter Bischof Hitto (811-835). Diese beiden Teile des Kopialbuches mit 22 und 21 Quaternionen wurden im Freisinger Skriptorium zeitweise parallel geschrieben und durch die 23. Lage des ersten Teiles verbunden; sie enthält das Register zu den Traditionen der Bischofszeit Hittos. Im dritten Teil, geschrieben nach 835, wandelt sich das Kopialbuch zu einem Auslaufregister der Rechtsgeschäfte unter Hittos Nachfolger, Bischof Erchanbert (836-854), das bis zum Jahr 848 reicht.

Das Chartular bildet somit insgesamt einen Arbeitsprozess von etwa 24 Jahren ab. Die Schriftpraxis steht sowohl in der karolingischen Tradition der Zeit Ludwigs des Frommen Anfang des 9. Jahrhunderts als auch in der für Freising typischen Schriftkultur des 8. Jahrhunderts. Die Auszeichnungsfarben - meist Ziegelrot - wurden sparsam verwendet. Initienseiten finden sich im ersten Teil des Kopialbuchs auf fol. 9, 25, 73, im zweiten auf fol. 187.

Der kopierte Urkundenbestand reicht bis in die frühe Agilolfinger- und bonifatianische Zeit zurück mit wichtigen Urkunden Herzog Tassilos III., beispielsweise der Gründungsurkunde von Innichen auf fol. 73. Die Texte folgen weder einer chronologischen noch einer topographischen Reihung. Allerdings verändern sich die verwandten Textmuster. So sind die wichtigsten Urkunden der Atto-Zeit nicht mehr Schenkungen, sondern auf Hof- und Gerichtstagen oder auf Synoden protokollierte Entscheidungen von Streitfällen. Die Rechtsgeschäfte der Bischofszeit Hittos sind nach ihren Datierungen nach Kaiserjahren sortiert, was der Ablage der Originale im damaligen Freisinger Archiv entsprechen dürfte.

Die Handschrift hat folgende inhaltliche Gliederung:

  • "Renner" (eigenständige Vorheftungen)

Erster Teil

  • Prolog
  • Lagen I und II, Traditionen der Bischöfe Ermbert und Joseph
  • Lagen III bis IX, Traditionen unter Arbeo (die VIII. Lage ist heute verloren, die Texte sind allerdings größtenteils bei Conradus Sacrista überliefert)
  • Lagen X bis XXII Traditionen und Protokolle der Bischofszeit Attos
  • Lage XXIII Nachträge und Inhaltsverzeichnis der Traditionen unter Hitto

Zweiter Teil

  • Lagen I-XXI, Traditionen und Protokolle der Bischofszeit Hittos, beginnend mit der Initienseite auf fol. 187 und fortgeführt bis fol. 357.
  • Auf fol. 357 markiert ein Randkreuz den Übergang zu den Rechtsgeschäften unter Bischof Erchanbert und den Nachträgen der Urkunden Hittos auf zwei Lagen bis fol. 369v, wo das Ende des Kopialbuches vorgesehen war.

Dritter Teil

  • Dritter Teil
  • Auf vier weiteren, teilweise unvollständigen Lagen wurden dann Urkunden bis 848 und einigen Nachträgen zeitnah kopiert.

Die Handschrift ist im ersten und zweiten Teil überwiegend von Cozroh geschrieben. Später griff er auf Helfer aus dem Skriptorium zurück. Cozroh kann auch im dritten Teil bis zum Ende des Codex in einer die Textproduktion überwachenden Funktion nachgewiesen werden.

Insgesamt bietet die Handschrift ein breites Spektrum der Verschriftlichungspraxis des Freisinger Skriptoriums während der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts.

Adelheid Krah (IÖG, Universität Wien)

Literatur

  • Adelheid Krah, Die Handschrift des Cozroh. Einblicke in die kopiale Überlieferung der verlorenen ältesten Archivbestände des Hochstifts Freising. In: Archivalische Zeitschrift 89 (2007) S. 407-431 (pdf).
  • Dies., Veränderungen der Wirtschaftsentwicklung und der Strukturen im Bistum Freising zur Zeit der Bischöfe Hitto (810/11-834/35) und Erchanbert (835/36-854)". In: Beiträge zur altbayerischen Kirchengeschichte 58 (2018) S. 5-110.
  • Wilhelm Störmer, Sundarheri scriptor, der Lieblingsnotar Bischof Arbeos in den Traditionen Freising. In: Theo Kölzer u. a. (Hrsg.), De litteris, manuscriptis, inscriptionibus... (Festschrift zum 65. Geburtstag von Walter Koch), Wien u. a. 2007, S. 17-25 (pdf).
  • Ders., Zur Bedeutung der Gerichtsprozesse in den Freisinger Traditionen (8./9. Jahrhundert). In: Konrad Ackermann-Herman Rumschöttel (Hrsg.), Bayerische Geschichte. Landesgeschichte in Bayern (Festgabe für Alois Schmid zum 60. Geburtstag), München 2005, S. 255-273.
  • Joachim Wild, Charta und Notitia im Herzogtum Bayern. In: Theo Kölzer u. a. (Hrsg.), De litteris, manuscriptis, inscriptionibus... (Festschrift zum 65. Geburtstag von Walter Koch), Wien u. a. 2007, S. 27-37 (pdf).

Zitierhinweis

Adelheid Krah: Cozroh-Codex (Hochstift Freising Archiv 1), Digitale Edition, in: Freisinger Amtsbücher; URL: https://int.freisingeramtsbuecher.bavarikon.de/Handschriften/Cozroh-Codex (21. Dezember 2024).

Cozroh's manuscript in the Bayerischen Hauptstaatsarchiv in Munich is a unique document for the cultural history of Bavaria and for the early history of Austria. It includes the oldest Kopialbuch of conveyances to the cathedral church of Freising, thus enabling a glimpse into the donating practices of people inhabiting the old Bavarian settlement areas of the eighth and ninth centuries. It represents the earliest inventory of charters that has been handed down by the Freising cathedral archive, for the originals are lost. In all on nearly 400 pages were written down over 700 documents, including chartae and noticiae, as well as court proceedings. The dates of the originals, ranging from 744 to 848, are largely transmitted in these copies.

On the initiative of Bishop Hitto(811-835), the codex was devised by Cozroh, the director of the episcopal chancellery at that time. The reordering of documents and the transcription of copies was stimulated by both contacts with the chancellery of Louis the Pious and disputes over property. At the same time, the episcopal chancellery had to master changes in Carolingian administrative practices.

The codex consists of three parts, only two of which were foreseen, namely a cartulary of conveyances during the time of bishops Ermbert (730 (?) - 748), Joseph (748-764), Arbeo (764-783) and Atto (783-811), and a second with the conveyances and the proceedings of litigation under Bishop Hitto (811-835). Both of these parts of the Kopialbuch, comprising 22 and 21 quaternions respectively, were written in the Freising scriptorium contemporaneously and conjoined by the 23rd quaternion of the first part, which contains the register to the donations of Bishop Hitto's time. In the third part, written after 835, the Kopialbuch constitutes a concluding record of the transactions under Hitto's successor, Bishop Erchanbert (836-854), which reaches up to the year 848. Thus, in all, the cartulary represents a working process of about 24 years.

The style of writing stands not only within the Carolingian tradition of the time of Louis the Pious at the beginning of the ninth century, but also within the written culture typical of Freising in the eighth century. Illuminating colors, mostly brick red, were used sparely. The beginning pages of discrete sections are found in the first part of the Kopialbuch on folios 9, 25 and 73; in the second part on folio 187.

The inventory of documents copied into the Kopialbuch reaches back to the early Agilolfingian and Bonifatian period with important charters of Duke Tassilo III, for instance the founding charter of Innich on folio 73. The text follows neither a chronological nor a topographical order. Indeed, the textual patterns alternate. Thus, the most important charters of Atto's period are no longer donations, but also the decisions of disputes recorded at royal or comital courts, or at synods. The transactions during Hitto's tenure are sorted with respect to their dating by imperial year, which might correspond to the filing of the originals in the Freising archive.

The manuscript has the following arrangement:

First Part

  • prologue
  • quaternions I and II, the conveyances under bishops Ermbert and Joseph
  • quaternions III to IX, the conveyances under Arbeo (the eighth quaternion is now lost but most of the text can be found in the ' [enconradussacrista.html Conradus Sacrista]'-manuscript);
  • quaternions X-XXII, the conveyances and proceedings of Bishop Atto's tenure
  • quaternion XXIII, additional transactions and a register of conveyances under Hitto

Second Part

  • quaternions I-XXI, conveyances and proceedings of Bishop Hitto's tenure, beginning with the first page on folio 187
  • on folio 357 a marginal cross marks the transition to the transactions under Bishop Erchanbert and the appending of additional charters from Hitto's time on two quaternions up to folio 369v, where the end of the Kopialbuch was envisaged.

Third Part

  • Third Part
  • On four further, partly incomplete quaternions, the charters down to 848 were copied around that same year.

The first and second parts of the manuscript were mostly composed by Cozroh. Later, he relied upon helpers from the scriptorium. In the third part, up to the end of the Codex, there is evidence that Cozroh oversaw the production of the text. In sum, the manuscript presents a broad spectrum of the writing practices of the Freising scriptorium during the first half of the ninth century.

Adelheid Krah (IÖG, Universität Wien)
Translated by Hans Hummer (Wayne State University)

Bibliography

  • Adelheid Krah, Die Handschrift des Cozroh. Einblicke in die kopiale Überlieferung der verlorenen ältesten Archivbestände des Hochstifts Freising. In: Archivalische Zeitschrift 89 (2007) S. 407-431 (pdf).
  • Dies., Veränderungen der Wirtschaftsentwicklung und der Strukturen im Bistum Freising zur Zeit der Bischöfe Hitto (810/11-834/35) und Erchanbert (835/36-854)". In: Beiträge zur altbayerischen Kirchengeschichte 58 (2018) S. 5-110.
  • Wilhelm Störmer, Sundarheri scriptor, der Lieblingsnotar Bischof Arbeos in den Traditionen Freising. In: Theo Kölzer u. a. (Hrsg.), De litteris, manuscriptis, inscriptionibus...(Festschrift zum 65. Geburtstag von Walter Koch), Wien u. a. 2007, S. 17-25 (pdf).
  • Ders., Zur Bedeutung der Gerichtsprozesse in den Freisinger Traditionen (8./9. Jahrhundert). In: Konrad Ackermann-Herman Rumschöttel (Hrsg.), Bayerische Geschichte. Landesgeschichte in Bayern (Festgabe für Alois Schmid zum 60. Geburtstag), München 2005, S. 255-273.
  • Joachim Wild, Charta und Notitia im Herzogtum Bayern. In: Theo Kölzer u. a. (Hrsg.), De litteris, manuscriptis, inscriptionibus...(Festschrift zum 65. Geburtstag von Walter Koch), Wien u. a. 2007, S. 27-37 (pdf).

Cite reference

Adelheid Krah: Cozroh-Codex (Hochstift Freising Archiv 1), digital edition, in: Freisinger Amtsbücher; URL: https://int.freisingeramtsbuecher.bavarikon.de/Handschriften/Cozroh-Codex (21. Dezember 2024).